Dies sind meine Erfahrungen und ich schildere die Situationen so, wie ich sie erlebt habe. Falls ich etwas falsch erklärt haben sollte, bitte ich das zu entschuldigen.
Am Tag der OP sollte ich mich um sieben Uhr in der Patientenaufnahme melden. Dort wurden noch einige Formalitäten erledigt und ich bekam ein Krankenhausarmband. In dem Wartebereich saß eine Frau neben mir, die etwas später auf der Station mit einem Bett an mir vorbeigeschoben wurde. Wir haben uns gegenseitig alles Gute gewünscht, es war schon eine merkwürdige Situation.
Ich musste noch etwas auf mein Bett warten, durch das schlimme Hochwasser im Juli war ein Trakt der Klinik nicht mehr funktionsfähig, aber trotz der ganzen Lage haben sich alle sehr nett um mich gekümmert. Auch wenn man dem Personal angemerkt hat, dass sie etwas gestresst waren, zu mir waren sie immer freundlich und hilfsbereit.
Die Wartezeit wurde allerdings nicht langweilig, denn eine Schwester des Brustzentrums holte mich ab zur Drahtmarkierung. Das ist ein kleiner Eingriff, der vor der OP durchgeführt wird. Er wird gemacht, um den Tumor genau zu markieren und dem Operateur später als Orientierungshilfe zu dienen. Dafür muss man sich auf eine Liege legen, der Bereich der Brust wird örtlich betäubt. Unter Ultraschallkontrolle wird dann der Draht an die entsprechende Stelle eingeführt. Es sieht ein wenig komisch aus, weil zunächst die Spitze des Drahtes herausguckt, später wurde er dann gekürzt und mit einem Pflaster abgedeckt. Das war aber nicht schlimm, der Arzt war sehr nett und es wurde sogar ein wenig gescherzt. Er hat mir auch versprochen, dass der Draht wieder rausgenommen wird. 😉 Durch die Betäubung ist das Ganze nicht schmerzhaft gewesen. Nach der Markierung wurde ich zur Mammographie geschickt, dort wurde noch einmal die Lage des Drahtes kontrolliert.
Als ich dann später wieder auf die Station gekommen bin, war auch ein Bett für mich bezugsfertig. In dem Zimmer wartete eine Patientin auf ihre Entlassung. Sie hatte bereits eine Brustkrebsoperation hinter sich und hat mir Mut gemacht. Schon nach zwei Tagen konnte sie das Krankenhaus verlassen.
Leider stellte sich heraus, dass es durch das Hochwasser im Zimmer keinen WLAN- und Fernsehempfang gab. Zum Glück hatte ich einen E-Book-Reader dabei und das Datenvolumen meines Handys habe ich auch gleich aufgestockt.
Die Wartezeit bis zur OP kam mir sehr lang vor und ich wurde immer nervöser. Es gelang mir auch nicht wirklich, mich abzulenken. Ich glaube, es war gegen 14 Uhr, als man mich abgeholt hat. Im OP-Bereich musste ich dann auf eine Liege wechseln und wurde mit einem vorgewärmten Handtuch zugedeckt. Um die Beine wurde ein Gurt gelegt, ich habe mich gefragt, ob das dazu dient, dass man nicht von der schmalen Liege herunterfällt oder ob damit eine Flucht verhindert werden soll. Beides schienen mir mögliche Optionen zu sein.
Ich musste dann noch etwas warten. An der Decke waren übrigens Tierposter angebracht. Ich glaube, ich hatte mit einigem gerechnet, aber kurz vor der OP einen Gepard und eine Antilope zu sehen – damit eigentlich nicht. Es war schon ein bisschen surreal.
Beendet wurde die Wartezeit dann von einem Anästhesiepfleger, der mich mit einem Gespräch ein wenig von meiner Nervosität abgelenkt hat. Kurz darauf ging es los.
Das Nächste, an das ich mich erinnern kann, waren Geräusche und Stimmen. Als ich die Augen aufgemacht habe, befand ich mich noch im OP und es wurde mir im Sitzen ein Verband angelegt. Dann ging es zurück ins Bett und in den Aufwachraum. Ich weiß gar nicht, wie lange ich dort gewesen bin, als ich zurück aufs Zimmer gebracht wurde, war es so gegen 17.30 Uhr.
Mein Hals hat ein bisschen wehgetan und ich war heiser, aber ansonsten hatte ich keine Beschwerden oder gar Schmerzen. Kurz darauf durfte ich auch schon aufstehen, es klappte alles ganz gut.
Am nächsten Tag war dann recht viel Betrieb. Zunächst gab es die übliche Krankenhausroutine mit Blutdruck- und Temperaturmessen, später kamen die Ärzte vorbei. Anschließend besuchte mich eine Physiotherapeutin, die mir ein paar Übungen zeigte. Es folgten noch weitere Besuche von Damen, die mich über die Möglichkeiten einer Reha aufklärten und dass man einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen könne. Es waren wirklich interessante Gespräche, zum Glück wurden mir Broschüren dagelassen, denn es war nicht möglich, sich das alles zu merken.
Ich durfte das Krankenhaus nach drei Tagen verlassen und darüber war ich natürlich sehr froh. Es ging mir gut und ich hatte zu keinem Zeitpunkt Schmerzen gehabt, was mich selbst verwundert hatte. Dank des Fernsehentzuges habe ich das Podcasthören für mich entdeckt. Und mit »Gemischtes Hack« ließ sich die doch recht langweilige Zeit im Krankenzimmer gut ertragen. Allerdings konnte einer der beiden Redon-Drainagen nicht gezogen werden, weil immer noch zu viel Wundflüssigkeit herauslief. Das war zwar lästig, aber irgendwie arrangiert man sich damit.
Nach fünf Tagen wurde die Drainage schließlich gezogen, zuerst war ich darüber erleichtert, im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, sie wäre noch ein wenig länger drin geblieben. Es bildeten sich immer wieder Schwellungen, die punktiert werden mussten. Mehrmals in der Woche war ich dafür im Brustzentrum. Dort erfuhr ich dann auch, dass die vier Lymphknoten, die mir bei der OP mitentfernt wurden, frei von Tumorzellen waren. An einem Tag war die Schwellung so groß geworden, dass sie nach dem Duschen aufgegangen war und es überhaupt nicht mehr aufhören wollten, hinauszulaufen. Selbst nach einigen Stunden, in denen ich ständig die Verbände und Pflaster gewechselt hatte, stoppte es nicht. Ziemlich entnervt sind wir nachts in die Klinik gefahren und ich hatte Glück, dass direkt ein Arzt da war, der das Ganze schließlich in den Griff bekommen hat.
Aber es gab auch gute Nachrichten. Etwa zwei Wochen nach der Operation wurde mir mitgeteilt, dass ich keine Chemotherapie brauche. Mir ist ein riesiger Stein vom Herzen gefallen.
Nachdem die Wunde vier Wochen nach der Operation immer noch nicht richtig verheilt war, wurde die Entscheidung getroffen, dass sie noch einmal vernäht werden sollte. Ich hatte mir das so vorgestellt, dass das mal eben auf der Liege im Brustzentrum gemacht wird, aber da hatte ich mich getäuscht. Der kleine Eingriff wurde im Tagesoperationszentrum des Klinikums durchgeführt, dafür war nur eine örtliche Betäubung notwendig. Als ich im OP war, fragte die Ärztin und die Assistentinnen mich, was ich beruflich machen würde und ich erzählte, dass ich Liebesromane schreibe. Daraufhin zückten alle ihre Handys und ließen sich die Amazonseite zeigen, auf der sie meine Romane finden. Irgendwie war das eine total witzige Situation – wann geht es schon einmal so vergnügt in einem Operationssaal zu?
Dieser erneute kleine Eingriff hat dann auch schließlich geholfen. Die Narbe ist nun »dicht« und nun folgt der nächste Schritt: die Strahlentherapie.
Ich möchte mich nochmals ganz herzlich bei dem Team des Brustzentrums und des Klinikums Leverkusen bedanken. Zu jeder Zeit wurde ich freundlich und sehr empathisch betreut und ich habe mich gut aufgehoben gefühlt. Vor allem Danke an Dr. Bertram und Dr. Dukic und den Breast Care Nurses Nikola und Gudrun.